Kinder erleben heute kaum noch unmittelbar das Sterben und den Tod eines nahen Angehörigen. Das Projekt „Hospiz macht Schule“ hilft Kindern ab der dritten Volksschulklasse, Sterben und Trauer als wichtigen Teil des Lebens zu begreifen.
Auch Hospiz Wels nimmt sich dieser wichtigen Aufklärungsarbeit an Schulen an. Die fünf ehrenamtlich tätigen Hospiz-Mitarbeiterinnen Gertraud Drobil, Pethra Niederndorfer, Claudia Hinterberger, Michaela Hüthmayr und Maria Thallinger, besuchen Kinder in der Klasse und erarbeiten mit unterschiedlichen Methoden wichtige Lebensthemen, die im Alltagsleben oft zu kurz kommen: „Es ist uns dabei ein großes Anliegen, die sensiblen Themen kindgerecht zu vermitteln und Kinder im Umgang mit Verlusterlebnissen zu stärken!“
Dank ihrer jahrelangen Berufserfahrung ist es Einsatzleiterin Daniela Feregyhazy-Astecker bewusst, wie wichtig gute Aufklärungsarbeit ist. Als Teil des oberösterreichischen Kompetenzteams „Hospiz macht Schule“ weiß sie auch, dass wir Kinder und Jugendliche keinesfalls schützen, wenn wir sie von dem Thema der Hospizarbeit fernhalten: „Wir müssen junge Menschen ermutigen, offen mit Tod, Abschied und Trauer umzugehen.“
Eingeladen sind Kinder und Jugendliche ab dem Volksschulalter bis in die Oberstufe. Hospiz Wels freut sich über jede Anmeldung. Gestartet mit dem Projekt wird im Herbst an der Volksschule Puchberg. Je nach Interesse der Schule werden die Inhalte in Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Hospiz-Mitarbeiterinnen und den projektverantwortlichen PädagogInnen abgestimmt. In der Regel sind es mindestens 3 x 2 Unterrichtseinheiten, auch ganze Projekttage werden angeboten und ein ergänzender Lehrausgang.
Für Mädchen und Buben der Volksschule 7 Puchberg stand im November ein besonderes Thema auf dem Stundenplan: Im Rahmen des Projekts „Hospiz macht Schule“ bekamen 34 Schülerinnen und Schüler der 4a und 4b die Gelegenheit, sich mit dem Thema Abschiednehmen auseinanderzusetzen und Hospizarbeit kennenzulernen.
Drei Mal waren Pethra Niederndorfer und Claudia Hinterberger für je eine Doppelstunde in der VS 7 zu Gast: „Bei unserem ersten Besuch wollten die Kinder wissen, ob wir schon einmal ein schwerkrankes Kind begleitet hätten oder wie es ist, wenn ein Kind sterben muss.“ Die Offenheit in den Gesprächen hat die beiden ehrenamtlich tätigen Hospiz-Mitarbeiterinnen sehr beeindruckt.
Das Buch “Nie mehr Oma-Lina-Tag“ gab den Kindern Gelegenheit über Rituale nachzudenken, die nach einem Verlust Trost spenden können. Gemeinsam wurden auch Begriffe zu den Buchstaben des Wortes „Hospiz“ erarbeitet. Wenn jemand über den Tod seiner Katze erzählen oder einfach nur zuhören und schweigen wollte, dann war das für Niederndorfer und Hinterberger aber auch in Ordnung. „Wir haben sofort gemerkt, in welchen Familien überhaupt über den Tod gesprochen wird.“ Das Thema zu tabuisieren, weil man sein Kind beschützen möchte, ist ihrer Meinung nach der falsche Weg: „Wir wollen den Kindern zeigen, dass das Leben aus Lachen und Weinen sowie Freude und Trauer besteht.“
Die Leiterin der VS 7 Andrea Kager sieht das Projekt positiv: „Ich hatte im Vorhinein Bedenken, wie es wohl wird, mit allen Kindern über das Thema Sterben und Tod zu sprechen. Mein Bedenken war aber vollkommen unbegründet. Es ist den Hospiz-Mitarbeiterinnen ein Anliegen, die sensiblen Themen kindgerecht zu vermitteln. Da in einer Klasse vor kurzem ein Papa und eine Oma gestorben sind, war es wichtig, gerade diese Kinder im Umgang mit ihren Verlusterlebnissen zu stärken.“